Nukleus ante Portas


Mit der Nukleartechnologie hat sich der Mensch einen Dämon erschaffen, der die Menschheit noch über 10.000 Generationen verfolgen wird, falls wir überhaupt soweit kommen.

Es mag in Zeiten des Wahlkampfes nicht opportun sein, die Wähler mit der dunkelsten Seite der modernen Technologien konfrontieren, wie wohl auch andere Bereiche, wie z.B die Chemie hohe Risiken bergen, die einem genauso erschaudern lassen.

Was den Atommüll betrifft, haben wir es mit der schwierigsten Frage zu tun, die uns die Zukunft stellt, denn es gibt derzeit keine vernünftige oder praktikable Antwort darauf. Ein dauerhaftes Endlager ist nicht in Sicht, angesichts der Halbwertszeiten mancher Uran - Isotpen, nach derzeitigem Kenntnisstand unmöglich.

Die sichere Lagerung, nach derzeitigem Kenntnisstand, den materiellen Möglichkeiten und Erfordernissen entsprechend, erst 2050 realisieren zu wollen, ist verantwortungslos, Russisches Roulett mit dem Schicksal unserer Nachkommen, National wie, ja man muss schon fast sagen Kontinental.

Spätestens bis 2030 kann und sollte ein sicheres Lager im Bau sein, bereit schon erste Abfälle aufzunehmen. Das es sich hier um eine Jahrzehnte dauernde Baustelle handeln wird, kann leider als gesichert gelten, da hier noch ganz andere Anforderungen gestellt sind, als am BER z.B.


Was tun?


Ich bin kein Spezialist für das Thema sichere Entsorgung, auch wenn ich das Thema schon einige Jahrzehnte verfolge. Ich gehe nur nachdem was ich weiß, was wir haben, was machbar innerhalb der geologischen und materiellen Umwelt ist, die uns umgibt, auf dem Territorium unseres Landes verfügbar ist. Das Hoffen auf rettende Innovationen, die uns von der dunklen Seite der Atommacht befreien (wenn es denn eine Helle gibt), ist ehrenwert, stärkt es doch den Optimismus.

Darauf verlassen, dass es diese Innovationen gibt, können wir uns nicht.


Die erste Anforderung die ein Standort erfüllen muss, ist die relative Erdbebensicherheit.

Eine hundertprozentige gibt es nicht, da die mit dem Klimawandel einhergehende Eisschmelze zu einer Umverteilung der Gewichte von Wasser und Eis auf der Erde führt, was die Ursache neuer, bisher unbekannter Erdbebenrisiken in bestimmten Gebieten sein wird, die bisher nicht identifiziert sind. Wir können also nur in begrenzten Zeiträumen denken. 10.000 Jahre überfordern die Vorstellungskraft wohl der meisten Menschen, aber angesichts der Halbwertszeiten und der damit einher gehenden Gefahren der radioaktiven Strahlung, sollte ein solches Atommülllager für einen solchen Zeitraum mindestens geplant werden. Dass dies geht, haben schon die alten Ägypter und Sudanesen bewiesen (letztere bauten Pyramiden als erstes vor 5000 Jahren, die noch heute zu bestaunen sind).

Ein halbwegs sicheres Atommülllager zu bauen, wird mit Sicherheit sehr teuer, je teurer und sicherer, desto besser für unsere Nachkommen. Ich glaube nicht, dass dies billiger als hundert Milliarden Euro werden kann, über zehn Jahre gesehen. Die Folgekosten, darüber rede ich hier lieber nicht ….

Es geht ein Riss durch Deutschland und ein Graben. Der Rheingraben und der Riss der bei Frankfurt beginnt und durch die Vulkaneifel Richtung Kattegatt führt. Das die relativ sichere Atommülldeponie möglichst weit weg davon sein sollte ist klar. Die sichersten Gebiete, was mögliche Erdbeben betrifft, sind in Deutschland bekannt und wir müssen nach dem gehen, was wir wissen.


Materalien und Untergrund.


Angesichts der Gefahren für ein solches Atomlager. Von und für Mensch und Welt, verbieten sich weiche und Wasser ziehende und Korrosions – beschleunigende Untergründe wie Salz zum Beispiel. Auch gegen kriegerische und terroristische Angriffe, muss das Lager bestmöglich geschützt sein. Mindestens so gut wie die hochrangigsten Gefechtsstände Kriegsaffiner Partien.


Wir brauchen also was hartes, stabiles, wo angebracht und nützlich weiches, auf jeden Fall nach menschlichem Ermessen nachhaltiges.

Das härteste Gestein was es gibt ist Granit, sieht man von Sonderformen wie Schriesheimmit, härter aber äußerst selten, einmal ab. Es gibt viele verschiedene Granite, von weich und leicht zersetzbar, bis ultrahart, wasser- und strahlen-dicht. Der Syenit ist wie Granit auch ein Tiefengestein (Plutonit), sehr hart und strahlendicht. Bei Darmstadt gibt es noch nennenswerte Vorkommen.


Leider haben wir auch riesige Asbest – Gräber, meist in ehemaligen Bergwerken. Für eine gut gesicherte Atommülldeponie könnte dieses Material noch einmal nützlich werden.


Barytspat, von dem noch Reste in Schriesheim z.B. zu finden sind, macht Beton strahlendicht.

Schon die alten Römer erschufen Betonbauten die heute noch benutzbar und gut erhalten zu bestaunen sind, allerdings ohne Stahl, welcher in entsprechender Stabilität aber an anderer Stelle eingesetzt werden kann. Großräumige ehemalige Bergwerke böten sich an, um die Erschießungskosten zu verringern. Hier gilt ganz klar: Granit statt Kohle, allein schon wegen dem Brandschutz.

Eine Berührung mit Grund und Trinkwasser muss ausgeschlossen werden, so gut es eben geht. Machbar, teuer, notwendig.

Auch unsere Nachfahren müssen es noch managen können. Das wird die eigentliche Herausforderung sein.

  


Bei Flossenbürg in Bayern, bekannter für sein ehemaliges KZ als für seinen immer noch in Betrieb befindlichen Steinbruch, wo seiner Zeit die Häftlinge schufteten, ist eine der herausragendsten Optionen für ein stabiles und nach Stand der Erkenntnisse relativ sicheres A-Müll Lager für einige tausend Jahre. Der dortige blaue Granit ist sehr hart, strahlendicht und noch in ausreichendem Maße vorhanden. Zusammen mit den anderen bereits genannten Materialien, ist ein entsprechender Ausbau möglich und machbar. Der in Betrieb befindliche Steinbruch müsste auf jeden Fall aufgegeben werden, da dies die gesetzliche Voraussetzung für Erkundung und Prüfung ist.

Es ist kein Zufall, dass die CSU Seehofers Erkundungen in Bayern gerne ausschließen möchte.


Angesichts der immensen Gefahren und Bedrohungen verbietet sich allerdings ein weiteres politisches AML, wie Gorleben zum Beispiel, wo mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in wenigen hundert Jahren bedingt durch den Klimawandel mit starken Meerwassereinbrüchen zu rechnen ist, bis hin zur völligen Überflutung.


Politische Probleme


Aus diversen Gründen taugt das Thema nicht für den Wahlkampf, obwohl es eines der existenziellsten für unserer Nachkommen Zukunft sein wird. Wenn es dumm läuft, worauf alles zur Zeit hindeutet, werden auch diejenigen die derzeit jung sind und auch schon die etwas älteren, mit diesen Gefahren konfrontiert werden. Das will aber kaum eine/r wissen.

Hier wirken starke Verdrängungsmechanismen, wie schon aus der Zeit des dritten Reiches bekannt.

Die Bedrohungen die aus der Missachtung ökologischer Risiken und Technologiefolgen resultieren, sind ungeheuerlich. Darauf hinweisen zu sollen, ist eine Horrorvorstellung für jeden Politiker, der gut ankommen will. Die Leute wollen so etwas nicht wissen. Die Gefahr des Genozids an sich selbst zu ignorieren, ist eigentlich ein gesunder menschlicher Zug, angesichts der Tatsache, dass sich kein Politiker, und jeder erfolgreiche ist irgendwie Populist, der Sache der Lagerung, und sei es auch nur politisch, ernsthaft zuwenden mag. Mit diesem Thema lässt sich nicht einmal ein Blumentopf gewinnen.


Das weiß die CSU, als in Populismus erfahrene und erfolgreiche Partei, über die Zeit ihrer Herrschaft gesehen wenigstens. In vorauseilender Demut, gegenüber ihren „Bayern“, lehnen Sie schon die Erkundung von Lagerstätten auf ihrem Territorium ab. Aus gutem Grunde: Mit Flossenbürg verfügt Bayern über eine der potentesten möglichen Lagerstätten in Deutschland.


Deshalb muss in den Koalitionsverhandlungen klargestellt werden, dass ein AML, so wie es hier angedacht aber auch schlicht notwendig ist, nicht nach politischen Kriterien ausgewählt werden darf. Alles andere wäre ein weiteres Verbrechen gegen das Wohlergehen unserer Nachfahren, im globalen Sinne. Das AML ist in unserem Falle zunächst eine nationale Angelegenheit. Zum internationalen komme ich noch.


Technische Fragen


Der Bau eines AML ist technisches Neuland. Es gibt auf der ganzen Welt kein Vorbild dafür und wie gut ein AML funktioniert, wird sich erst in den nächsten 10.000 Jahren erweisen.

Man hofft ja noch auf andere Lösungen, wie z.B auf global verteilte Verdünnung, ohne chemisch-physikalische, mineralische Verbindungen zu berücksichtigen, in denen die Isotope einst gefangen und deshalb weniger gefährlich waren. Eine Rückverwandlung erforderte wohl einen Energieeinsatz, der dem des bisher erzeugten Atomstromes nahe kommen könnte.

    

Andererseits birgt die Energie der „Restwärme“ des strahlenden Materials auch erhebliche Chancen im Zusammenhang mit einem Qualifizierten AML. Die ohnehin anfallende Wärmeenergie könnte ja auch noch genutzt werden. Der Vorwand, die Brennstäbe müssten erst abklingen oder abkühlen, bevor sie in ein AML überführt werden können, ist die liebste Ausrede ein dringend benötigtes AML, der nächsten Generation nach dem eigenen Ableben zu überlassen.

Diese politische Feigheit ist unerträglich, wie wohl verständlich, angesichts der Tatsache, dass wir weder die Expertise, von Erfahrung gar nicht erst zu reden, haben, noch das personal oder einen Überblick über zukünftig anfallende Kosten.

    

Wir brauchen dringend eine Ökologische Hochschule, im Rahmen derer auch die technischen Fragen eines AML behandelt werden. Es verwundert doch sehr, wie wenig in die diesbezügliche Forschung und die Ausbildung der für ein AML benötigten Fachleute der verschiedensten Disziplinen investiert wird. AML-Expertise hat auch Potential ein wichtiges Exportgut zu werden.

    

Man könnte sagen, das Problem wird verdrängt.

    

Außenpolitische Herausforderungen


In der derzeitigen politischen Umgebung von einer internationalen Lösung des Problems auszugehen wäre zwar praktisch, haben wir es doch auch bisher geschafft, große Teile unseres Mülls und der Emissionen in die ganze Welt zu verteilen. Angesichts der Gefahren von AM ist es aber höchst unrealistisch zu glauben, das könne man auch mit dem AM so machen.

Flossenbürg hatte ich schon angesprochen. Es liegt nicht weit von der tschechischen Grenze. Um Widerstände auszuräumen, kann man vorschlagen auch den tschechischen AM mit aufzunehmen.   

Abgesehen davon gibt es in Tschechien hervorragende Fachleute für Bergbau, Tunnel und alles was damit zusammen hängt.

    

Einerseits ist es so, dass jedes Land für seinen AM selbst verantwortlich ist. Andererseits liegt es nicht im Interesse einer europäischen Allgemeinheit, dass Länder Aufgrund fehlender finanzieller, geologischer oder technischer Voraussetzungen, mangelhafte Lager in der Nachbarschaft betreiben.

Ohne internationale Zusammenarbeit in diesen Fragen, werden Probleme nur weiter aufgeschoben. Dass es auch internationale Regeln für diesen Bereich geben muss, ist längst selbstverständlich. Darum kümmert sich in Wien die IAEO.

Leider gibt es noch keine internationalen Krisen-Interventions-Kräfte für Atomunfälle oder Atomkriminalität, obwohl dies im Interesse aller Staaten liegen sollte. Strahlung kennt keine Grenzen.

Internationale Abkommen zum Schutz von AML liegen im Interesse aller Länder. Ist der AM nicht gesichert, kann es jeden und jedes Land erwischen.

 

 

Ich könnte hier noch mehr in technische Einzelheiten gehen. Der Teufel liegt hier ganz besonders im Detail. Wir haben es mit der größten Bedrohung der Menschheit durch Menschenwerk zu tun, abgesehen von biologischen Waffen vielleicht, und den mannigfaltigen Treibhausgasen.    


Der Zauberlehrling kann nur beten, dass der Meister kommt. Davon ausgehen kann er leider nicht.

    

Peter Weinkötz

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